Die unendlichen Weiten der Informationsgesellschaft beginnen gleich hinter dem Bildschirm. Nur einen Klick mit der Maus, und der heimatliche Schreibtisch wird zum Tummelplatz fuer Unternehmer und Gewerkschaftler, Kirchen und Sekten, Stammesfuersten und Praesidenten, fuer Dichter und Denker, Freiheitskaempfer und Diktatoren, Frauenrechtler und Porno-Haendler. In Sachen Vielfalt und Kapazitaet kann es das Computer-Netzwerk Internet problemlos mit jeder Bibliothek der Welt aufnehmen. Experten haben es ausgerechnet: Die Daten, die taeglich zwischen den 43 Millionen Internet-Rechnern ausgetauscht werden, uebertreffen der Menge nach das gesamte Wissen der Menschheit des 19. Jahrhunderts. Und wenn man den Gurus des Internet glauben darf, dann koennen seine Nutzer schon bald auch das gesamte Wissen der heutigen Welt per Knopfdruck auf ihre Monitore befehlen. Wissenschaftler der verschiedensten Disziplinen spekulieren seit Jahren, wie sich dieses gewaltige und vielschichtig vernetzte Informationsangebot auf das Leben der Menschen auswirken koennte. Manche prophezeien dem Homo Sapiens eine Entwicklung zum 'Homo-Communicator,' dessen taeglicher Informationsbedarf sich gegenueber heute verdreissigfacht. Andere befuerchten dagegen, dass der Mensch wie Goethes Zauberlehrling von den selbst geschaffenen Geistern ueberfordert wird und in seiner eigenen Informationsflut versinkt. Auch wenn dieser Streit zwischen Technik-Euphorikern und Technik-Skeptikern wohl noch lange nicht entschieden werden kann, so macht er doch eines schon heute deutlich: Die riesigen Dimensionen des Internet bieten bislang vor allem eine Projektionsflaeche fuer Wuensche, Aengste und Visionen.