Vieweg Computeralgebra
Wolfram Koepf / Adi Ben-Israel / Robert P. Gilbert
Mathematik mit DERIVE
1993. XIV, 394 Seiten. Mit 80 Abbildungen, zahlreichen
Übungsaufgaben und Mustersitzungen
sowie einer Einführung in DERIVE.
Paperback, DM 49.80, ISBN 3-528-06549-4.
Das Buch ist vergriffen. Daher kann es HIER
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Der Anhang Einführung in DERIVE kann
separat heruntergeladen werden.
Dieses Buch ist ein Lehrbuch der höheren Mathematik, insbesondere
der Analysis
einer Variablen. Neu ist die Zuhilfenahme des symbolischen
Mathematikprogramms DERIVE als technisches Hilfsmittel zur praxisnahen
und dennoch strengen
Wissensvermittlung. Alle dargestellten Konzepte werden durch praktische
Übungen mit DERIVE unterstützt. Dabei werden sowohl die
numerischen,
die symbolischen als auch die graphischen Fähigkeiten solcher
Systeme zum besseren Verständnis der betrachteten Konzepte
herangezogen.
Inhaltsangabe
Kapitel 1: Mengen und Zahlen
Mengen und Aussagen
Natürliche Zahlen und
vollständige Induktion
Die reellen Zahlen
Variablen
Gleichungen und Ungleichungen
Zwei fundamentale Eigenschaften der reellen Zahlen
Die komplexen Zahlen
Abzählbare und überabzählbare Mengen
Kapitel 2: Der Euklidische Raum
Der zweidimensionale euklidische Raum
Die Gaußsche Zahlenebene
Kapitel 3: Funktionen und Graphen
Reelle Funktionen und ihre Graphen
Lineare Funktionen und Geraden
Reelle Polynome
Polynominterpolation
Rationale Funktionen im Reellen
Rationale Funktionen im Komplexen
Umkehrfunktionen und algebraische Funktionen
Kapitel 4: Folgen, Konvergenz und Grenzwerte
Konvergenz reeller Zahlenfolgen
Fundamentale Konvergensätze für Reihen
Kapitel 5: Die elementaren transzendenten Funktionen
Potenzreihen
Die Exponential-, Sinus- und Kosinusreihe
Eigenschaften der Exponentialfunktion
Eigenschaften der trigonometrischen Funktionen
Die komplexe Exponentialfunktion
Die hyperbolischen Funktionen
Kapitel 6: Stetige Funktionen
Grenzwerte und Stetigkeit
Einseitige Grenzwerte
Fundamentale Eigenschaften stetiger Funktionen
Uneigentliche Grenzwerte und Grenzwerte für
Umkehrfunktionen der elementaren Funktionen
Kapitel 7: Das Riemann-Integral
Riemann-Integrierbarkeit
Integrale und Flächeninhalt
Das unbestimmte Integral
Kapitel 8: Numerische Integration
Wozu numerische Integration?
Das Trapezverfahren
Die Simpsonsche Formel
Kapitel 9: Differentiation
Das Tangentenproblem
Die Ableitung
Ableitungsregeln
Höhere Ableitungen
Lokale Eigenschaften differenzierbarer Funktionen
Die Kettenregel und implizite Differentiation
Kapitel 10: Globale Eigenschaften differenzierbarer Funktionen
Der Mittelwertsatz der Differentialrechnung
Globale Extremwerte und Monotonieeigenschaften
Konvexität
Die Regel von de l'Hospital
Das Newton-Verfahren
Chaos in der Analysis
Kapitel 11: Integrationstechniken
Der Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung
Integration rationaler Funktionen
Integration durch Substitution
Partielle Integration
Uneigentliche Integrale
Volumen- und Oberflächenberechnungen
Kapitel 12: Gleichmäßige Konvergenz und Potenzreihen
Gleichmäßige Konvergenz
Potenzreihen
Taylorapproximation
Lagrange-Interpolation
Kapitel 13: Anhang: Einführung in DERIVE
Literaturverzeichnis Symbolverzeichnis
DERIVE Stichwortverzeichnis
Stichwortverzeichnis
Vorwort
Anläßlich eines Forschungsaufenthalts 1988/1989 von Bob
Gilbert (University of Delaware, USA)
am Fachbereich Mathematik der Freien Universität Berlin wurde ich
durch ihn
auf die Verwendung symbolischer Mathematikprogramme, und zwar des
Computeralgebrasystems MACSYMA, in der mathematischen Forschung
aufmerksam gemacht. Von diesem Zeitpunkt an
kam ich von dem Gedanken der Benutzung solcher Programme in der
mathematischen Lehre nicht mehr los.
Die Miniaturisierung in der Computertechnologie hatte derartige
Programme nun auf kleinsten Rechnern verfügbar gemacht, und ich
war
sicher, daß dies die Praxis von Mathematikerinnen und
Mathematikern sowie
Mathematikanwendern in der nahen Zukunft radikal verändern wird.
Anstatt schwierige Integrale von Hand auszurechnen - mit der Gefahr,
sich in langwierigen Teilschritten zu verrechnen -,
wird z. B. der zukünftige Bauingenieur versuchen, das betreffende
Integral zunächst mit einem Mathematikprogramm zu lösen. Nur,
wenn
er hiermit scheitert, wird er zur bewährten Handberechnung
übergehen. Wir wollen nicht verhehlen, daß auch dies eine
nicht zu
unterschätzende Gefahr birgt, nämlich die,
Ergebnissen von Mathematikprogrammen unbegrenzt Vertrauen zu schenken.
Genauso, wie man ein von Hand berechnetes Resultat durch
Kontrollrechnungen so lange überprüfen
muß, bis man sich des Ergebnisses sicher ist, muß man die
Ergebnisse, die ein Mathematikprogamm erzeugt, einer sorgfältigen
Überprüfung unterziehen.
Wenn aber solche Programme sowohl in der Forschung als auch in der
Praxis von Bedeutung sind, sollten sie in der mathematischen Lehre
ebenfalls
eine Rolle spielen. Weil die Praxis der Arbeit mit einem
Mathematikprogramm einer entsprechenden Schulung bedarf, muß
diese
in die Mathematikausbildung integriert werden.
Dabei kann die Benutzung eines Mathematikprogramms in der
mathematischen
Lehre gleichzeitig ein großartiges Hilfsmittel sein.
Wir beschlossen, gemeinsam ein Mathematik-Lehrbuch unter Verwendung
eines Computeralgebrasystems zu schreiben. Zu dieser Zeit kam gerade
das
Mathematikprogamm DERIVE auf den Markt, und wir waren sofort
sicher, daß dies das richtige Hilfsmittel für unseren Zweck
darstellt.
DERIVE vereinigt graphische Fähigkeiten, die der Bearbeitung
mit Papier und Bleistift gänzlich versagt bleiben, mit numerischen
und symbolischen Rechenfähigkeiten, die häufig über die
Möglichkeiten einer Handberechnung hinausgehen, und ist dabei
kinderleicht
zu bedienen.
Man soll nun andererseits
nicht glauben, daß Schülerinnen und Schüler bzw.
Studentinnen
und Studenten bei der Arbeit mit einem Mathematikprogramm gar nichts
mehr selbst rechnen
müssen. Ganz im Gegenteil wird man einem Mathematikprogramm oft
nur dann die erhoffte Information entlocken können, wenn man
über
mögliche Umformungsmethoden und -mechanismen genauestens Bescheid
weiß. In der Tat bedeutet der Einsatz von DERIVE für die
Ausbildung,
daß man sich mehr auf die zugrundeliegenden mathematischen
Konzepte
konzentrieren kann und sollte. Eine rein mechanische Benutzung von
DERIVE ist jedenfalls nicht zu empfehlen.
Ich bekam von der Alexander von Humboldt-Stiftung ein
Forschungsstipendium
für einen Forschungsaufenthalt an der University of Delaware/USA
zur Verfügung gestellt, wo ich zusammen mit Bob Gilbert und Adi
Ben-Israel (Rutgers-University, USA) an der Einbindung von DERIVE in
die Mathematikausbildung arbeitete. Ferner wurde in
den Jahren 1990-1992 von der FNK (Ständige Kommission
für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs) der FU Berlin mein
diesbezügliches Forschungsprojekt Symbolische Programmierung
gefördert.
Nach meinem Forschungsaufenthalt in den Vereinigten Staaten begann ich,
im Rahmen der Analysis-Vorlesungen am Fachbereich Mathematik der Freien
Universität Berlin meine Erfahrungen in die Praxis umzusetzen.
Aus dieser Vorlesungsaktivität ist das vorliegende Buch
entstanden.
In erster Linie ist das Buch also für Mathematikstudenten an
deutschen Hochschulen gedacht. Das Buch ermöglicht es, den
kanonischen Stoff durchzunehmen und den Studentinnen und Studenten
gleichzeitig die
intelligente Benutzung von DERIVE beizubringen. Dabei wurde
die Benutzung von DERIVE nicht zum Selbstzweck, sondern als
didaktisches Hilfsmittel eingesetzt. Wirklich
rechenintensive Problemstellungen sind dann nicht von vornherein
aussichtslos.
Die folgende Vorgehensweise hat sich als günstig herausgestellt:
Unsere Studentinnen und Studenten haben in der ersten Semesterwoche
unter
Anleitung den Anhang über DERIVE (Kapitel 13) selbständig
durchgearbeitet. Dies gab ihnen genügend Kenntnisse über die
Benutzung von DERIVE, um in der Folge Übungsaufgaben mit DERIVE
erfolgreich bearbeiten zu können. In der Regel war eine der
5 wöchentlichen Übungsaufgaben zur expliziten
Benutzung von DERIVE gedacht.
Zur Behandlung der Übungsaufgaben standen unseren Studentinnen und
Studenten die PCs des Computer-Labors am Fachbereich Mathematik
zur Verfügung.
Die im Buch integrierten DERIVE-Sitzungen habe ich als Dozent mit
DERIVE vorgeführt. Dazu genügen im Prinzip Folien mit der
Bildschirminformation von DERIVE. Besser
ist natürlich ein LCD-Display-Bildschirm, mit dem sich mit Hilfe
eines
Overheadprojektors der Computerbildschirm an die Wand werfen
läßt. Mit dieser Ausrüstung können die
DERIVE-Sitzungen direkt vorgeführt werden.
Im übrigen stellte sich heraus, daß nur sehr wenige
Studentinnen
und Studenten
noch keine Berührung mit Computerprogrammen gehabt hatten und
daß
den meisten die Arbeit mit DERIVE leicht fiel.
Gleichzeitig mit unseren Bemühungen, die Benutzung von DERIVE
oder anderen Mathematikprogrammen für den Mathematikunterricht
auszuloten, wurde diese Fragestellung auch in folgenden
Zusammenhängen
untersucht: